Euroglide 2018, Tag 3: Mission Control

Flug

Panoramafenster geöffnet
Erdmännchen: Runwaycheck?

Die Wolken locken weit im Süden
Flugplatz Hosin (WGC 2018)

Richtung Jonas Heimat Deggendorf
Großer Arber

Bayrischer Wald
Nördlingen – mittelalterliche Altstadt
Ab in die tote Luft nach Süden von Nürnberg aus
Blaubeuren

Heute morgen ging es nach dem Aufstehen zügig los. Denn wir mussten noch einen Schlepppiloten organisieren. Gestern landeten wir so spät – um 9 Uhr Abends, dass nur mehr einer vom örtlichen Verein da war, uns aber kein Schleppflugzeug mit Schlepppilot organisieren konnte. Am Morgen sind wir deshalb gleich in das örtliche LTB gegangen, in dem offensichtlich sehr sauber gearbeitet wird. Wir haben jemanden im Blaumann gefunden. Er konnte aber weder Deutsch noch Englisch und war wohl einer der Werker dort. Fünf minuten später kam er mit einem Dolmetscher zurück. Er war sehr bemüht, uns mit der Schleppmöglichkeit zu helfen. Es gab eine 100 PS-Dynamic, eine Maule und eine Pawnee am Platz. Mit letzteren beiden wären wir locker aus dem Platz gekommen, der von Hügeln ungeben war und eine 700m Grasbahn hatte. Danach kam noch jemand, der gut Englisch konnte und so übersetzen konnte. Er heißt Vaclav. Sofort wurde uns sehr hilfsbereit unter die Arme gegriffen. Wir bekamen Luftrauminfos en masse und es wurde sogar mit den Brünner Controllern telefoniert. Nur die Schleppmaschinensituation änderte sich nicht. Es blieb bei der 100 PS-Dynamic. Na gut, dann probieren wir das. Es stellte sich heraus, dass der Mann im Blaumann, der weder Deutsch noch Englisch konnte unser Schlepppilot sein würde. Na gut. Immerhin war erstmal alles geklärt. Also mal Duschen ins Flugplatzgebäude (wo komische Menschen herumhingen). Wir hatten schon unsere letzten Klamotten an, heute Abend ist Waschtag. Danach ins Flugplatzrestaurant zum Frühstück, der Wirt war schon da. Wegen Verständigungsschwierigkeiten deuteten wir zweimal auf die Karte und bekamen je eine dicke Wurst mit Brot zum Frühstück. Einen Kaffee bekamen wir auch noch. Und zudem wurden wir von den 4P-Jungs dazu eingeladen, danke dafür! Die 4P Jungs wollten auch geschleppt werden und ließen uns sogar den Vortritt. Wir luden die 4P – Jungs noch in unsere Chatgruppe ein, die von Holle passenderweise in „Mission Control“ umbenannt wurde. 4P ist also jetzt auch unter der Supervision von „Mission Control“. Wir zogen die Flugzeuge an den Start. Aber der Schlepppilot kam nicht um 11, wie wir vereinbart hatten. Langsam wurden wir Nervös, weil die ersten Wolken am Himmel zu sehen waren. Endlich, mit einer guten halben Stunde Verspätung kam die Schleppmaschine. Er hatte allerdings noch 4 Jungs zum Anschieben dabei. Ansichts des kurzen Platzes eine gute Idee, wahrscheinlich hats deshalb so lange gedauert. Aber es geht ja bergab, deshalb sollts schon gehen. Also los. Das Anrollen dauerte eeewig lange. Danach hob zuerst die Dynamic und dann wir ab. Knapp über die Stromleitung drüber und vor den Häusern und dem Hang weg. Puh, das war nicht viel Luft nach unten. Nach dem Ausklinken mussten wir sofort mit Brünn Radar Kontakt aufnehmen, um überhaupt steigen zu dürfen. Aber wir durften. So ging es unter den ersten Wolken mit gutem Steigen nach oben. Danach wurde es zusehends blau und die tragenden Linien wurden zu Sauflinien. Die Bärte standen weit auseinander und die Steigwerte waren nicht so prickelnd. Zudem lasen wir über „Mission Control“, dass sich der Schlepppilot verständlicherweise weigerte, die noch etwas schwerere 4P zu schleppen. Sie organisierten eine Husky vom Nachbarverein – immerhin. Bei uns ging es durch die Tschechische Ebene nach Osten richtung Heimat. Nach einiger Zeit war Hosin in Sicht, wo in wenigen Wochen die Segelflug-WM stattfinden wird und Brezn am OSTIV-Congress, einer wissenschaftlichen Konferenz für segelflugrelevante Forschung teilnehmen wird. Budweis war direkt daneben zu sehen. Auch der Flugplatz Eferding nahe Linz in Öberösterreich, an dem Brezn zu fliegen gelernt hat wäre theoretisch in Endanflugreichweite gewesen. Aber wir wollten ja weiter richtung Westen nach Hütten-Hotzenwald im Südschwarzwald. Über der Sumava und dem Bayrischen Wald standen dann wieder die ersten Wolken. Der Einstieg stellte sich als sehr schwierig heraus. Zunächst waren wir sehr tief, sodass die taktischen Optionen schon knapp wurden. Dann fanden wir doch einen schwachen, nochdazu unrunden Aufwind. Danach gings wieder etwas besser, aber sehr breitgelaufen und dunstig. So flogen wir über dem Bayrischen Wald zum großen Arber und weiter nach Arnbruck. Über „Mission Control“ kamen die ganze Zeit schon Gewitterwarnungen mit Radar und Satellitenbildern, was uns immens half die Situation einzuschätzen und die Schauer zu umfliegen. Der weitere Weg würde sehr schwierig werden, wenn wir nicht von Schauern und Gewittern an den Boden gezwungen werden wollten. Wir entschieden uns für die Nordroute um den Militärflugplatz Hohenfels herum. Die Wetteroptik wurde wieder etwas besser und die Basis stieg deutlich an. Jona konnte bei München Radar eine Freigabe erwirken, sodass wir den Nürnberger Luftraum kreuzen durften, was Wettertechnisch ein großer Vorteil war. Wir kurbelten nochmal auf die größte Höhe des Tages auf knapp 2900 m. Danach kam nichts mehr, auf Kurs war offensichtlich nach einem Gewitter alles tot und eine dicke Abschirmung am Himmel. Aber wir waren hoch und konnten mit unserem Dickschiff gleiten. Am Horizont waren auf der Schwäbischen Alb schon wieder Entwicklungen zu sehen. Aber das würde nicht reichen, wenn wir unterwegs nicht ein paar 100 m steigen können. Aber leider war die Luft tot und so mussten wir nördlich von Nördlingen den Motor starten. Wir flogen zum Flugplatz Aalen, wo wir schon einige mal beim Idaflieg-Sommertreffen waren, mit der festen Absicht, dort zu landen. Es war schon 18 Uhr. Aber eine Kondens am Weg dorthin wollten wir noch im Motorlauf ausprobieren. Es stieg! Zwar nur leicht, aber immerhin. Also Motor aus und hoch. Aber das Abkühlen der „Most reliable Engine“ (in the world), unseres 24 PS Zweitakt Rasenmähermotor dauert sehr lange und macht eine Menge Luftwiderstand. Aber der Bart ging auch danach noch, und so konnten wir ein paar hundert Meter ersteigen. Genug um Anschluss an die Wolken bei Aalen zu bekommen. 10 km südlich Aalen standen ein paar Schauer, deren zur Sonne gewandte Westseite noch aktiv schien. Aber wir wurden ordentlich heruntergewaschen, Regen inklusive. Also zurück und nochmal Anlauf nehmen. Laut Reglement mussten wir eine Stunde oder 50 km fliegen, dass der Flug nach dem Motorlauf als Wertungsflug zählt. Also kämpfen! Zurück im Bart bei Aalen konnten wir nochmal auf 900 m über Grund steigen. Das brachte uns am Schauer vorbei zur nächsten Entwicklung. Südlich der Stadt Aalen konnten wir nochmal auf 1800 m steigen und Blaubeuren kam in Reichweite. Im Endanflug gabs nichts mehr und so landeten wir nach Acht Stunden Flugzeit in Blaubeuren. Ein sehr schöner Flugplatz. Holle hat uns noch im Flug auf der Webcam ausmachen können.

Webcamscreenshot von Holle, wir sind unter der kleinen Wolke links oben

Zum Glück war noch jemand am Platz beim Modellfliegen. Es stellte sich heraus, dass er auch Segelflieger ist. Danach kam noch einer der Flugplatzopas und ließ uns keinen Wunsch offen. Die Heizung wurde angemacht, sodass wir warm duschen konnten, sogar ein Bier wurde uns zur Verfügung gestellt. Auch bekamen wir eine Kabeltrommel zum Flugzeug gelegt, damit wir unsere Akkus laden können. Wir bekamen sogar einen Schlüssel fürs Vereinsheim. Wir ließen uns eine Familienpizza kommen und futterten diese vor dem wunderschönen Vereinsheim auf der Sitzbank. Den Tag schlossen wir mit einem ausführlichen Debriefing und einer Wettervorschau für morgen ab. Denn die nächsten Tage werden spannend – es soll schon sehr früh am Tag gewittrig werden.

Danke wieder einmal an unsere „Mission Control“ Holle, ohne dich hätten wir den Schauerslalom nicht geschafft. Und an die 4P – Crew für die Gaudi in Brünn und die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft bei Frühstück und F-Schlepp.

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